Wednesday, November 15, 2017

ZDF-Neo und der gute Lobbyismus

Zugegeben, ich hab’s ja generell nicht so mit deutschen TV-Serien oder Filmen. Dabei kann ich als Nicht-Cineast das prinzipielle Problem kaum angemessen beschreiben, welches ich mit den meisten unserer heimischen Produktionen habe. Sind es die albernen Plots, die teils hölzernen Dialoge oder die Tatsache, dass jede Szene – ich übertreibe sicherlich – wie für’s Theater inszeniert scheint? Dazu kommt in den letzten Jahren immer stärker der Wille der Regisseure und Produzenten, das Medium für dumpfhämmernde Volkserziehung oder fieses Nudging zu benutzen. Kein Tatort und nicht mal die „Lindenstraße“ kommt, wie man so hört, ohne artige Flüchtlinge und plattköpfig-depperte Nazis aus braunen Dresdner Sümpfen aus, die die heile Willkommenskultur stören. Wird das so bestellt? Nein, aber geliefert und bei den öffentlich-rechtbemittelten offenbar gern genommen, wo Unterhaltung, Kunst oder Einschaltquote schon mal Nebensache sein dürfen. Man hat’s doch! Und hat man’s mal nicht, gibt es die Filmförderung und jede Menge Stiftungen. Ist das Messer nicht wirklich heiß, sucht es nach weicher Butter.
Und so ist es sicher auch nur Zufall, dass die Heldin der ZDF-Neo-Serie „Die Lobbyistin“ nicht etwa für die Braunkohle- oder Pharmaindustrie arbeitet. So etwas glaubhaft darzustellen, könnte am Ende womöglich zu Sympathien des Zuschauers mit diesen Branchen führen – für so bescheuert hält man beim ZDF seine Zuschauer mittlerweile. Nein, doppelt gut ist gerade gut genug! Und deshalb arbeitet die Filmrolle von Rosalie Thomass natürlich in der Ökostrombranche! Dort rollt der Fortschritt, dort sind sogar Lobbyist_innen die Guten, was dem vorgeblich sabbernd-debilen ZDF-Schauer selbige über den Rücken jagen könnte, denn Lobbyisten sind doch sonst immer die Bösen, weil sie Interessen vertreten! Interessen! Man denke nur! Aber die bösen verdienen Geld mit Waffen, die guten mit Ökostrom. Das ist dann natürlich was anderes! Und wie in der Politik, so in der NGO, so im Film – das Gute ist konsistent. Und sterbenslangweilig! Was bei ZDF-Neo’s „Die Lobbyistin“ an TV-Kost herauskam, war selbst dem an groblinnene edukative Fernsehkost gewöhnten Spiegel – ich zitiere wörtlich – zu erbärmlich! Man titelt folgerichtig und treffend „Die dumme Seite der Macht“.
https://unbesorgt.de/zdf-neo-und-der-gute-lobbyismus/

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